„Künstliche Intelligenz wird alles verändern: Das Reisen, die Menschen, unsere Welt. Haben wir den Mut, auch unser Denken und Arbeiten zu verändern!“

In den letzten Monaten haben wir einen bemerkenswerten Fortschritt in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) erlebt. Plötzlich für jedermann zugänglich, entstehen diverse Use Cases, einige natürlich auch im Tourismus: Texte, Marketing, Produktempfehlungen, Bildwelten… Die Möglichkeiten sind immens. Aber ist das schon alles? Dasselbe wie immer, nur schneller und mit einer KI im Hintergrund? Ist das der Wandel, den wir anstoßen wollen?

Ganz im Gegenteil, wir sehen eher, dass wir durch die aktuelle Nutzung noch schneller in den Zustand vor Corona zurückkehren: mehr Marketing, mehr Gäste, mehr Geld. So werden wir keinen wirklichen Fortschritt schaffen. Auch wenn es etwas abgedroschen klingt, halten wir es da eher mit dem guten Albert Einstein: „Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“.

Seit Jahren arbeiten wir daran, Wissen in ansprechenden und leicht verdaulichen Portionen zu produzieren. Mit der Innovationsplattform Sachsen-Anhalt durften wir einen Schritt weiter gehen und Methoden vermitteln, die helfen sollen, das erworbene Wissen auch anzuwenden. Nun verbinden wir beide Ansätze zu einem völlig neuen Konzept: den KI-moderierten Workshops.

Auf Basis unserer Erfahrungen aus hunderten von Workshops sowie als Expert:innen rund um digitale Wissensvermittlung haben wir die besten Voraussetzungen, um dieses neuartige Konzept zu entwickeln und gemeinsam mit unseren Pilotpartner:innen in die Anwendung zu bringen.

 

Hintergrund

In der Regel werden Workshops immer mit einer bestimmten Fragestellung geplant: Zielgruppen kennenlernen, Hotel nachhaltiger gestalten, kreativ werden, was auch immer. Ein:e Berater:in bereitet nun in der Regel einen fachlichen Impuls zu diesem Thema vor, sammelt Beispiele und setzt aus dem jeweils vorhandenen Methodenportfolio ein Workshopkonzept auf, welches dann moderiert wird. Für die wahrgenommene Qualität des Workshops sind dann natürlich die Persönlichkeit der beratenden  Person, Humor etc. relevant.

Bläst man aber den Glanz (oder Staub?) des altehrwürdigen Beraterwesens weg und folgt dem Grundsatz „forms follows function“, dann zählt am Ende nur die Tatsache, dass Menschen zusammenkommen und wissen, wie sie eine Herausforderung angehen können. Das können wir durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz durchaus anstreben und – gerade für Standard-Workshops – eine Moderation schaffen, die absolut neutral ist, die mehr weiß als alle Berater:innen zusammen und die nur überschaubare Reisekosten verursacht.

 

Wie sieht das aus?

In den Prototypen haben wir – vereinfacht ausgedrückt – GPT4 ein Gesicht gegeben ihr und über verschiedene Prompts beigebracht, selbst zu entscheiden, mit welcher der hinterlegten Workshopmethoden eine beliebige Fragestellung bearbeitet werden kann.

Diese Moderation wird auf dem Beamer im Workshopraum gestartet, die Teilnehmer:innen melden sich über einen Link oder QR-Code mit ihren eigenen Endgeräten zum Workshop an. Die Endgeräte fungieren (vorerst)

als Interaktionsmöglichkeit mit der Moderation. Jemand aus dem Plenum übernimmt die Co-Moderation und auf dem Endgerät gibt es weitere Möglichkeiten und Anweisungen.

Die KI-Moderation verwendet eine Reihe von vorprogrammierten Prompts, um den Diskurs zu steuern und den Workshop in die richtige Richtung zu lenken. Diese Prompts wurden von Expert:innen entwickelt und basieren auf bewährten Moderationsmethoden. Dadurch wird sichergestellt, dass die KI effektiv und zielgerichtet agiert und gleichzeitig menschliche Intuition und Führung imitiert.

Nun arbeiten Moderator:in (KI), Co-Moderator:in (Mensch) und Teilnehmer:in (Mensch) zusammen:

1. Ein Workshop-Thema wird definiert und Grundlagen zur Situation werden abgefragt.

2. Die KI wählt eine geeignete Moderationsmethode aus und schlägt diese vor.

3. Wenn die Teilnehmer:innen einverstanden sind, moderiert die AI mit dieser Methode, sowohl einzeln als auch in Gruppen.

4. Das Ergebnis kann durch die KI um weitere Aspekte ergänzt oder auf Stimmigkeit geprüft werden.

5. Auf Basis des Ergebnisses der ersten Methode kann nun entschieden werden, ob das Ergebnis durch Anwendung der nächsten Methode weiter bearbeitet werden soll oder ob der Workshop beendet und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden soll.

 

 

Ein Beispiel

1. Ein Hotel will nachhaltiger werden und trifft sich dazu zu einem internen Workshop. Die Moderation wird gestartet, das Thema des Workshops wird eingegeben und alle Teilnehmenden loggen sich digital in den Workshop ein.

2. Auf Wunsch gibt die KI einen kurzen Impuls zum Thema Nachhaltigkeit im Hotel und sucht einige Beispiele.

3. Anschließend schlägt die KI vor, zunächst ein Brainstorming durchzuführen.

4. Alle Teilnehmer:innen machen ihre Eingaben am Smartphone, eine anonymisierte Ergebnisliste wird am Beamer angezeigt.

5. Die KI kategorisiert die Eingaben, entfernt unpassende Beiträge, macht auf Wunsch weitere Vorschläge in den Kategorien und schlägt anschließend die Umsetzung in einer Now-How-Wow-Matrix zur Bewertung der Umsetzbarkeit vor.

6. Alle Begriffe werden nun entweder direkt von den Teilnehmer:innen zugeordnet oder die KI recherchiert Aufwand und Kosten für die Umsetzung und gibt diese vor der Zuordnung ein.

7. Abschließend können z.B. noch die Verantwortlichkeiten für alle Begriffe im Feld „Wow“ (geringer Aufwand, hoher Output) den Teilnehmenden zugeordnet werden.

Übliche Nebenaufgaben des Moderators, wie z.B. Pausenbedürfnisse abfragen, Raum für Diskussionen lassen oder die Zeit im Auge behalten, sind eher kleinere, aber durchaus angenehme Funktionen, die heute schon gut funktionieren.

 

Limitationen

Natürlich werden damit heute noch keine Destinationsstrategien entwickelt oder Datenmodelle entworfen. Auch morgen nicht. Aber einige der Standard-Workshops können auf diese Weise ergänzt oder vielleicht sogar ersetzt werden.

Projekte wie „Vorstellung der neuen Zielgruppen im Land XY und Anpassung der Produkte an diese“ müssen in Zukunft vielleicht kein Projekt mit 20 Workshops sein, genauso wenig wie die Entwicklung einer einfachen Servicekette oder ein einfacher Kreativworkshop.

Derzeit gibt es noch verschiedene Herausforderungen im Bereich der Technologieakzeptanz bei den Teilnehmenden, einige logische Herausforderungen und nicht zuletzt die eingeschränkte Verfügbarkeit der GPT4 API. Außerdem ist das Endgerät in diesem Fall noch eine kleine Gehhilfe, da die notwendige hochwertige Sprach- und Sprechererkennung bei „echten Gesprächen“ nicht als gegeben vorausgesetzt werden kann. Aber das wird kommen.

Wir wollen die Beratung nicht abschaffen. Vielmehr schaffen wir den Raum, sie dort einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht wird: Bei der kollaborativen Arbeit an einem Wandel, der eben nicht zurück zum Höher, Schneller, Weiter führt.

 

Nächste Schritte

Wir konnten den Prototyp beim Destinationcamp in Kufstein vorstellen, in zwei Wochen sind wir beim Talk Tourism 3 in München. Außerdem sieht es im Moment so aus, dass wir den Prototypen noch auf dem einen oder anderen Tourismustag in diesem Jahr zeigen können. Allerdings brauchen wir für die Weiterentwicklung auch Partner, die mit uns gemeinsam den Anforderungskatalog so genau definieren, dass sie mit dem fertigen Produkt auch wirklich arbeiten können. Konkret gibt es derzeit zwei Wege, die wir verfolgen:

 

Der thematisch vorgegebene Workshop:

Hier sind die Interaktionsmöglichkeiten eingeschränkt und der Methodenkoffer vorgegeben. Dieser Weg funktioniert (mit etwas Vorarbeit) bereits recht gut. Solche Workshops könnten sein:

1. Mein Hotel soll nachhaltiger werden.

2. Ideen generieren, um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen.

3. Produktentwicklung für unterschiedliche Zielgruppen.

4. Vernetzung durch Kennenlernen und offenen Austausch.

 

Diese (und weitere) Workshops entwickeln wir gerne gemeinsam mit euch. Gibt es Themen oder Workshops, die immer wieder durchgeführt werden sollten? Was sollten die Betriebe in euren Regionen dringend einmal bearbeiten? Lasst es uns wissen!

 

Ergebnisoffene Moderation:

Hier ist der Verlauf des Workshops relativ offen und das verfügbare Hintergrundwissen und die Erweiterungsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Diese Lösungen sind noch deutlich experimenteller, weshalb wir hier derzeit die Prompts noch auf Textbasis entwickeln. Wir sind selbst noch dabei, die Möglichkeiten einer solchen KI auszuloten.
Wenn ihr hier mitmachen wollt, in Zukunft z.B. eure Meetings moderieren lassen wollt oder eine echte offene Workshop-Unterstützung anstrebt, dann freuen wir uns auch hier auf euren Input!

 

Wohin die Reise geht

Die KI-Moderation hat das Potenzial, die Dynamik und Effizienz von Workshops zu verbessern. Sie kann Diskussionen strukturieren, den Diskurs lenken und dabei helfen, die besten Ideen und Lösungen hervorzubringen. Sie kann sogar einzelne Teilnehmer:innen über deren Smartphones identifizieren und bewerten, um auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.

Es ist wichtig zu betonen, dass sich dieses Produkt noch in der Entwicklungsphase befindet. Während der Prototyp zeigt, was möglich ist, gibt es noch viel Raum für Verbesserungen und Weiterentwicklungen. Aus diesem Grund sind wir auf der Suche nach Projektpartnern, die uns bei der Weiterentwicklung dieses spannenden Projekts unterstützen.

Der Einsatz von KI als Moderator:in eines Workshops ist ein faszinierendes Konzept, das das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Workshops durchführen, zu revolutionieren. Es verbindet die Vorteile menschlicher Moderation mit der Skalierbarkeit und Effizienz künstlicher Intelligenz.

Wenn Sie daran interessiert sind, Teil dieser spannenden Reise zu werden und die Zukunft der Workshop-Moderation mitzugestalten, laden wir Sie ein, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Ihnen die Grenzen dessen, was mit KI-Moderation möglich ist, zu erweitern und neu zu definieren.

Ihr habt Intersse? Dann meldet euch bei einem von uns! Wir freuen uns auf den Austausch mit euch!