Ein eLearning-Kurs von Christian Leetz (TN-Deutschland)
Lerneinheit 2
Welche Themen gut funktionieren
— KURZBESCHREIBUNG —
Diese Lerneinheit beschreibt, welche Themen sich grundsätzlich für die Pressearbeit eignen, wie man manchmal seine Perspektive verändern muss, um sie zu finden und welche Rolle Alleinstellungsmerkmale und Protagonisten spielen.
— GLIEDERUNG —
In dieser Lerneinheit erwartet Sie:
- Alleinstellungsmerkmale finden
- Jubiläen nutzen
- Protagonisten finden / People-Geschichten
- Aktuelle Themen regional herunterbrechen
— EINGANGSSZENARIO —
In der Psychologie ist eindeutig belegt: Menschen lesen am liebsten Dinge über andere Menschen! Der Erfolg der Klatschpresse kommt daher nicht von ungefähr. Und dass viele Destinationen irgendwann angefangen haben, Menschen auf Pressebildern zu zeigen, ist auch kein Zufall! Von daher ist es mehr als verwunderlich, dass die allermeisten Geschichten/Themen, die seitens der Tourismusorganisationen an die Medien verschickt werden, ohne Protagonisten auskommen.
— VIDEO —
— ZUSAMMENFASSUNG —
Vorweggeschickt: In Zeiten, in denen Reiseredaktionen personell schlecht ausgestattet sind und Verlage zu sparen versuchen, wo immer es geht, war die Chance nie größer, dass auch große Geschichten, wenn gut gemacht, genommen werden!
Alleinstellungsmerkmale und PR
Genau wie Destinationen im Marketing versuchen, sich möglichst besonders und mit Alleinstellungsmerkmalen zu positionieren, sollte auch jede Presse-Aussendung ein Thema so präsentieren und beleuchten, dass es sich möglichst von ähnlichen bzw. anderen unterscheidet.
Ein Beispiel:
Wenn ein neuer Wanderweg eröffnet wird, reicht es nicht, einfach eine Pressemitteilung zu verschicken mit der Headline: „Neuer Wanderweg in Region XY“. Auch die Headline: „Neuer Premium-Wanderweg in Region XY“ wird selten funktionieren.
Was es braucht, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Mit Glück handelt es sich bei Ihrem neuen Wanderweg um einen Themenwanderweg. Doch wenn nicht: Seien Sie kreativ, denken Sie nach, recherchieren Sie!
Ist Ihr neuer Wanderweg vielleicht der mit den wenigsten Höhenmetern in ganz Deutschland? Oder der kürzeste Premiumwanderweg? Der längste Fernwanderweg? Oder führt er vielleicht durch eine Naturlandschaft, die es nur bei Ihnen in der Region gibt?
„Deutschlands erster Hochmoor-Rundwanderweg eröffnet“ klingt doch viel spannender als „Neuer Wanderweg in Region XY“ – oder?
Die Formel also lautet: Produkt + besonderes Merkmal = mediale Aufmerksamkeit
Neben Superlativen – der kürzeste, die längste etc. – haben Jubiläen immer die Aufmerksamkeit von Redaktionen:
- „10 Jahre Haus der Wildnis“
- „Zehn Jahre Unesco-Weltnaturerbe XY“
- „30 Jahre Deutsche Einheit“
- „40 Jahre Nationalpark XY“
- „100 Jahre Stadt X/ 700 Jahre Stadt Y/ 800 Jahre Stadt Z”
Jubiläen sind journalistisch immer relevant:
Bieten Sie doch die Möglichkeit zurückzuschauen und Veränderungen aufzuzeigen, touristische Entwicklungen auszuleuchten, den Blick ins Hier und Jetzt sowie nach vorn zu richten.
Jubiläen sind daher immer eine große Geschichte wert!
Hier bietet es sich daher unbedingt an, nicht nur eine kurze Pressemitteilung zu verschicken, sondern gleich ein Feature oder ein Interview anzubieten.
Da es aber selten gute Autoren für längere Geschichten in Tourismusorganisationen gibt: Engagieren Sie einen freien Journalisten!
Laden Sie ihn für 2 bis 3 Tage in Ihre schöne Region ein, instruieren Sie den Autor – und kaufen Sie ihm die Rechte an der Geschichte ab. Diese vielleicht 2.000 € sind gut investiertes Geld. Denn für eine Redaktion ist so ein Angebot der Idealfall:
Gutes Thema. Gut geschrieben. Wenig Arbeit. Solche Angebote werden im stressigen Redaktionsalltag immer öfter gerne genommen!
Welche Themen funktionieren noch gut? PEOPLE-GESCHICHTEN!
Psychologisch klar belegt: Menschen lesen am liebsten Dinge über andere MENSCHEN!
Der Erfolg der Klatschpresse kommt nicht von ungefähr. Und dass viele Destinationen irgendwann angefangen haben, Menschen auf Ihren Pressebildern zu zeigen, ist auch kein Zufall! Menschen schauen sich auch am liebsten Bilder mit anderen Menschen darauf an. Von daher ist es bis heute sehr verwunderlich, dass die allermeisten Geschichten/Presse-Aussendungen, die von DMO-Seite abgesetzt werden, KEINE PROTAGONISTEN haben.
Zwei Beispiele, wie man Protagonisten nutzen kann, um ein Thema interessant zu machen:
1) Wenn ich einen 0815-Wanderweg habe, sollte sich die Region zum Beispiel die Frage stellen: Gibt es nicht eine engagierte Rangerin, die uns mit auf eine Tour über den Weg nehmen kann? Eine Persönlichkeit, die uns alles zeigt und die Geschichte gleichzeitig mit selbst erlebten Anekdoten auffrischt?
2) Habe ich gerade kein Stadtjubiläum – was meistens der Fall ist: Gibt es nicht einen Gästeführer, der ein toller Mensch ist und als solcher die Geschichte trägt? Ein Mensch, der authentisch für die Stadt steht und wahrscheinlich mehr Geschichte(n) kennt als die DMO selbst?
3) Beispiel Kulinarik-Presse: Hier steht immer der Koch im Mittelpunkt. Über ihn werden die Gerichte, die Philosophie des Restaurants, des gastronomischen Konzepts usw. transportiert.
Bitte mehr Mut zu People-Geschichten in der People-Branche Tourismus!
Kommen wir zur Königs-Disziplin, welche Geschichten gut bei der Presse ankommen: Themen mit aktuellem Bezug. Auch wieder einige Beispiele:
1) Viele Regionen werben mit ihrer Industriekultur, mit alten Bergwerken oder Minen. Als 2018 die letzte Zeche Deutschlands im Ruhrgebiet schloss – ein Termin der Jahre vorher bekannt war – hatten im Prinzip alle Regionen mit Bergmannstradition und Bergbauhistorie die Gelegenheit, diese mediale Aufmerksamkeit um ihre Beiträge zu ergänzen.
2) Immer, wenn die Welt zur Welt-Klimakonferenz zusammenkommt, bietet sich die perfekte Gelegenheit für nachhaltige Destinationen, ihre Geschichte zu erzählen, über ihre anstehende oder bereits erreichte Zertifizierung zu erzählen usw.
3) Das Jubiläum „30 Jahre Deutsche Einheit“ war die perfekte Gelegenheit für alle Destinationen entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, ihre ganz eigene Tourismusgeschichte zu erzählen – und wofür die Region und ihre Gastgeber heute mit ihren Angeboten stehen.
Hier ist also etwas Gespür gefragt, welche nationalen Themen sich aktuell aufs Regionale herunterbrechen lassen. Was helfen kann, um Themen zu identifizieren, ist das Gespräch mit Anderen! Was interessiert meine Kollegen in der DMO aktuell außerhalb ihrer Arbeit? Worüber reden die Nachbarn? Und natürlich: Was steht in der Zeitung bzw. sind die großen Schlagzeilen auf den News-Seiten?
Zur Not: Stellen Sie bei Ihrem Thema wenigstens einen saisonalen Bezug her.
„Indian Summer im Westerwald“
„Kirschblüte im Landauer Land“
„Sommerfrische in den Bergen“.
— AUSGANGSSZENARIO —
Das Finden guter Themen ist eine Mischung aus Talent, Aufmerksamkeit und Übung. Nicht jedes Thema, das man selbst für gut hält, wird in den Medien erfolgreich sein. Dafür wird aber vielleicht auch mal ein Thema zum Renner, von dem man es gar nicht geglaubt hätte. Wer kontinuierlich gute Ideen und Themen anbietet, wird aber in jedem Fall mit Reichweite belohnt.
Dieser Kurs wird von Teejit - Weiterbildung neu definiert im Rahmen des LIFT-Förderprojektes bereitgestellt. Weitere CC-BY Kurse gibt es auf www.teejit.de