Ein eLearning-Kurs von Jessica Battram (neusta destination solutions GmbH)
Lerneinheit 1
Webdesign und Usability
— KURZBESCHREIBUNG —
Der wichtigste Schlüssel zu gutem Webdesign ist der/die User:in selbst oder wie Google es in einem seiner Grundprinzipien so treffend formuliert hat: „Der Nutzer steht an erster Stelle, alles Weitere folgt von selbst.“ In dieser Lerneinheit gehen wir der Frage nach, welche Charakteristika die User:innen von heute mitbringen und was das für Webdesign bedeutet.
— GLIEDERUNG —
In dieser Lerneinheit erwartet Sie:
- Der Unterschied zwischen Kunst und Design
- Warum die Zielgruppe das A und O ist
- Die wichtigsten vier Charakteristika heutiger User:innen
- Was ist eigentlich User Experience
— EINGANGSSZENARIO —
Kennt Ihr das? Ihr öffnet eine Website, scannt sie mit Eurem Auge und macht sie gleich wieder zu, weil sie beispielsweise zu langsam ist, sie doch nicht Euren Suchparametern entspricht oder einfach unansehnlich ist. Das Überraschende: Euer Eindruck von jener Website ist nicht nur rein subjektiv, sondern folgt grundlegenden Wahrnehmungsregeln und Ansprüchen eines/einer User:in an eine heutige Website. Doch was genau sind diese Ansprüche?
— VIDEO —
— ZUSAMMENFASSUNG —
Was ist überhaupt „Webdesign & Usability“? Oder zunächst besser gefragt: Was ist eigentlich Design?
Webdesigner vollziehen einen gestalterischen Prozess, geben Formen und Farben eine bestimmte Struktur und Anordnung und können so gezielt die Regeln der menschlichen Wahrnehmungspsychologie für ihre Zielsetzung nutzen. Im Gegensatz zu beispielsweise statischen Druckmedien werden einzelnen Elementen interaktive Funktionen zugewiesen, die von jedem User für die Benutzung der Webseite erforderlich sind und somit idealerweise so intuitiv wie möglich zu bedienen sind. Dabei entsteht am Ende die erschaffene Webseite, die mit den Sinnen genutzt und wahrgenommen werden kann und so den Intellekt des Betrachters anspricht. Im Gegensatz zur Kunst steht dabei nicht die persönliche Intention des Künstlers im Vordergrund, sondern die Zweckmäßigkeit des entstandenen Designobjekts.
Was heißt das nun für einen Webseiten-Entwurf?
Eine Webseite ist nur dann gut, wenn sie sich mit ihrer Zielgruppe befasst hat und deren Bedürfnisse kennt und erfüllt. Sie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie allgemeinen Wahrnehmungsregeln folgt und Nutzererwartungen erfüllt. Dabei wird die Liste der Anforderungen an die heutige Webseite immer länger: neben technischen Vorgaben wie Devicegrößen, Internetgeschwindigkeit und Browserkapazitäten dürfen die Sinne des ungeduldigen Users nicht überfordert werden, auf der anderen Seite aber darf keine Langeweile aufkommen, sodass er die Webseite für immer verlässt. Wenn die Webseite selbst dazu noch vertrieblich genutzt wird, z. B. für Online-Buchungen oder Produktkäufe, betreten wir Online-Terrain, das von sehr starkem Konkurrenzkampf geprägt ist und wo es schlichtweg um Wirtschaftlichkeit geht. Sie merken also: „Webdesign & Usability“ sind weitaus mehr als ein Webseiteentwurf, der im wahrsten Sinne des Wortes „im Auge des Betrachters“ liegt und wo es um rein subjektive Schönheit geht. Eine heutige vertrieblich eingesetzte Webseite muss funktionieren und dem User eine angenehme, digitale Erfahrung bereiten, die im besten Fall zu einem Kaufabschluss führt – der sogenannten Conversion. Im Gegensatz zu vielen anderen Designdisziplinen haben wir im Online-Zeitalter den großen Vorteil, dass sowohl das Nutzerverhalten als auch der Erfolg einer Webseite messbar und damit auswertbar sind.
Der wichtigste Schlüssel zu gutem Webdesign ist also der User selbst oder wie Google es in einem seiner Grundprinzipien so treffend formuliert hat: „Der Nutzer steht an erster Stelle, alles Weitere folgt von selbst.“
Wer ist der allgemeine User von heute? Was sind seine Charakteristika?
- Das primäre, evolutionsbedingt in uns verankerte Merkmal ist Faulheit, oder – wenn man es positiv formulieren möchte – Ressourcenschonung. Der heutige Nutzer möchte sich so schnell wie möglich auf einer Webseite zurechtfinden können, nicht überfordert werden und seiner Intention – sei es Inspiration, Information oder gleich Kaufintention – so unkompliziert wie möglich nachgehen können. Allein aus diesem ersten Merkmal lassen sich eine Vielzahl von Gestaltungs- und Usabilityregeln ableiten, auf die später genauer eingegangen wird.
- Das zweite Merkmal des heutigen Webseiten-Betrachters ist blitzschnelle Urteilsfindung, ob der erste Eindruck einer Webseite visuell gefällt oder nicht. Wie schnell? Bereits nach unglaublichen 50 Millisekunden kann das menschliche Auge eine Webseite nicht nur wahrnehmen, sondern auch deren erste Qualitätskriterien überprüfen und daraus eine Meinung formen. Ist die Webseite im Auge des Betrachters wohl gestaltet, wird sie qualitativ höher eingestuft und die Chance einer längeren Verweildauer steigt. Übrigens: besteht eine Webseite diese erste meinungsbildende Hürde nicht, wird sie noch zusätzlich dadurch abgestraft, dass der User nachtragend ist: ca. 88% aller User, die eine schlechte Erfahrung mit einer Webseite hatten, kehren zu dieser auch nicht wieder zurück.
- Das dritte Merkmal ist nicht sehr überraschend: der heutige User ist ungeduldig. Die gegenwärtige Schnelllebigkeit der Gesellschaft und technologische Fortschritte haben uns verwöhnt, und die Toleranz gegenüber Wartezeiten reduziert sich auf nur ein paar Sekunden. Dass sich dieser globale Trend nicht nur im Webdesign widerspiegelt, sieht man am besten an heute selbstverständlichen Serviceangeboten wie Amazon-Prime mit einer 48h-Zustell-Garantie, WhatsApp-Messenger mit den blauen „Bereits gelesen“ Häkchen oder der Tatsache, dass Netflix & Co gleich eine ganze Serienstaffel zur Ansicht freigeben, anstatt wie früher eine einzelne Episode im wöchentlichen Rhythmus. Was ergibt sich daraus für die Webseite? Neben schneller Lade- und Reaktionszeit sollten langwierige Prozesse wie z.B. übermäßig lange Anmeldeprozesse oder Kontaktformulare vermieden werden. Der User ist hier wie ein Reh, das man auch nur mit einem Hauch an anspruchsvollen, langen Interaktionen abschrecken und zur Flucht animieren kann.
- Beim vierten Merkmal ist es wie meistens im Leben: der User kommt mit einer Vorgeschichte. Er hat im Normalfall über mehrere Jahre hinweg Online-Erfahrungen gesammelt, folgt etablierten Web-Standards und hat eine gewisse Erwartungshaltung, was die Funktionalität der Webseite angeht. Und nun sind wir damit bei der Usability gelandet – einer der wohl wichtigsten Faktoren, der sich direkt an den ersten Eindruck anschließt bzw. auch bereits dann mit beurteilt wird. Wenn er eine Webseite besucht, stellt er sich als erstes die Frage, ob sie ihren Zweck erfüllt und für ihn relevant ist. Eine klare Anordnung der Elemente und direkte Kommunikation sind hier ein essentieller Schlüssel. Eine intuitive Nutzung einer Navigation oder verfügbare, klar formulierte Call-To-Action Buttons helfen bei der Orientierung. Wenn aus der reinen Usability, also Gebrauchstauglichkeit, dann noch eine User Experience – eine gute Gesamterfahrung – wird, belohnt der User mit seinem Vertrauen und seiner Verweildauer.
- Wir haben es soeben gehört: User Experience. Das führt uns zum vorerst letzten Charaktermerkmal des heutigen Users: das Streben nach Emotion. Wir reden bei einem Design häufig vom „Look & Feel“. Bei diesem letzten Punkt geht es definitiv um das emotionale „Feel“, das der User anstrebt. In Usability Studien verraten eine positive Körperhaltung oder ein Lächeln, wenn ein Nutzer humorvoll aufbereiteten Content liest oder seiner Neugierde nachgeht und positiv überrascht wird. Es ist das alte Prinzip von Entertainment, das wir zum richtigen Zeitpunkt trotz knapper Geduld zu schätzen wissen. Denn die Nutzererwartungen beispielsweise mit den richtigen Positionen oder Labels zu erfüllen, ist nicht so schwer wie das absichtliche Brechen von Erwartungen, um einer Webseite Leben einzuhauchen und sich von der Konkurrenz abzuheben.
Was lernen wir nun aus den Verhaltensweisen bzw. Charakteristika des heutigen Users?
Wir lernen, dass Webdesign & Usability alles andere als nur subjektive Schönheit sind, wie sie häufig in der Kunst Erwähnung findet. Wir lernen, dass wir es in der heutigen Zeit mit dem unendlichen Angebot im Internet mit einer so großen Vielfalt an Erfolgsfaktoren zu tun haben, die teils auf evolutionäre, kulturelle als auch technologische und psychologische Rahmenbedingungen zurückgreifen. Webdesign ist wie ein Seiltanz, ein Balanceakt zwischen der Einhaltung von etablierten Usability-Standards und des unterhaltsamen Überraschungseffekts, dem emotionalisierenden gewissen Etwas, das diese Webseite aus dem Meer der Konkurrenz herausragen und überleben lässt. Und dieses Meer steht nie still. Es stürmt immer weiter mit neuen technologischen Fortschritten und den daraus resultierenden höheren Ansprüchen der heutigen Nutzer. Und an dieser Stelle gilt: Schwimme mit oder Du gehst unter. Also lasst uns zusammen Schwimmen lernen. Die folgenden Lerneinheiten bieten zumindest einen guten Start – eine Art Anfängerkurs.
— WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN —
Sie haben noch nicht genug? Dann sehen Sie sich doch diese weiterführenden Informationen an:
- Grundwissen Usability: Hier klicken
- Alles rund um das Thema Conversion: Hier klicken
- Einer der führenden Webdesign-Blogs: Hier klicken
— AUSGANGSSZENARIO —
Nun ist klar, dass der/die User:in mit seinen hohen Ansprüchen in dieser schnelllebigen Welt DER Schlüssel für ein erfolgreiches Webdesign ist. Wie er/sie das digital Design dabei wahrnimmt, ist unter anderem durch den gezielten Einsatz von Farbe geprägt. Und genau darum soll es in der nächsten Lerneinheit gehen.
Dieser Kurs wird von Teejit - Weiterbildung neu definiert im Rahmen des LIFT-Förderprojektes bereitgestellt. Weitere CC-BY Kurse gibt es auf www.teejit.de